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B2B- oder B2C-Text?

Es gibt Werbeagenturen, Dialogagenturen, Internetagenturen, Mediaagenturen und Eventagenturen. Es gibt B2B-Agenturen und B2C-Agenturen. Es gibt B2B-Kommunikation und B2C-Kommunikation.

Folge: für viele Entscheider stellt sich spätestens beim Thema Text und Konzeption die bange Frage: brauche ich für meine Aufgabenstellung einen B2B-Spezialisten oder einen B2C-Profi? Einen, der die Materie beherrscht? Oder einen, der die flotte Schreibe bevorzugt?

Meine Antwort: Sie brauchen beides.

Moment – werden Sie jetzt vielleicht sagen. Wir sind seit 80 Jahren ein mittelständiges Unternehmen im Bereich der Automobilzuliefererindustrie. Wir haben noch nie Endverbraucherwerbung gemacht. Und wir werden es definitiv niemals machen. Auch nicht in 100 Jahren.

OK. Gegenfrage: Sie bekommen eine Einladung von Ihrem wichtigsten Auftraggeber, einem PKW-Hersteller im Premium-Segment aus dem süddeutschen Raum. Präsentiert wird der neue Roadster, für den Ihre Firma als OEM eine komplette Baugruppe entwickelt, projektiert und gebaut hat.

Sie wissen: Da kann ich nicht Nein sagen. Das Problem: Das ist ein Samstag. Folge: Daheim hängt der Haussegen schief.

Wäre es nicht wunderbar, wenn der Texter bei der Einladung auch an diesen Punkt denken würde? Z.B. so:

Der neue XYZ-Roadster ist da.
Ihre Frau wird ihn lieben – und nimmt Sie zur Premiere mit.

Ein reinrassiger B2B-Texter würde auf diesen Punkt in der Einladung sehr wahrscheinlich nicht eingehen. Denn im Briefing stand darüber kein Wort. Kein Wort von einer Frau, von einem Samstag oder von einem Wochenende.

Ein Profi, der sowohl in B2B- als auch in B2C-Kategorien und Bildern denkt, kennt beide Seiten: einmal das Briefing und damit den technischen bzw. sachlichen Hintergrund. Zum anderen aber auch die emotionale Kehrseite der Medaille, die eine Einladung für einen Samstag Abend mit sich bringt bzw. mit sich bringen kann.

Wie gesagt: nur ein kleines Beispiel aus der Praxis. Das aber große Wirkung entfalten kann – auch auf die Response der Einladung.